Der Blaue


Als Kind ging ich mit 11 Jahren zum Jungvolk (Der Bauch muss frei bleiben). Jeden Samstagnachmittag hatten wir Dienst. Das heisst, wir mussten in Uniform an der Augustaschule (der heutigen Elisabethschule) in Obercastrop erscheinen. Marschieren und Singen war angesagt. Wir hatten einen rothaarigen Fähnleinführer, den wir unter uns nur den "Blauen Helmut" nannten. Der blaue Helmut war ein ganz strenger Nazi.

Immer, wenn bei uns Kindern etwas nicht sofort klappte, und das war nicht selten, liess er uns strafexerzieren. Das heisst, dass wir dann den gesamten restlichen Nachmittag mit ständigem "Hinlegen! Aufstehen! Hinlegen! Aufstehen! ...." verbrachten.

Als ich dann zur AHS ging (Meine Umkehr), verlor ich den Blauen aus den Augen.

Später dann im Bergbau auf Zeche Erin, ich war bei den Umlegern (Der Sachsenmeister), traf ich den blauen Helmut wieder.

Meine Kumpel und ich hatten wegen guter Leistung einen sogenannten "Vorkorbschein". Das heisst, wir durften nach der Schicht zuerst mit einem früheren Korb ausfahren.

Eines Tages nach der Schicht bei der Ausfahrt hatte ein Steiger Seilfahrtsdienst, der uns trotz unserem Vorkorbschein die frühere Ausfahrt verweigerte. Er sagte: "Hier fährt keiner raus, wenn ich das nicht will."

Ich war erstaunt, denn wen sah ich da? Es war der blaue Helmut. Ich ging nach Vorne und sagte zu ihm: "Als Fähnleinführer hast du über uns bestimmt, aber hier bei der Ausfahrt bestimmen wir mit dem Schein über uns selber. Wir fahren jetzt aus, ob es Dir passt oder nicht!"

Er liess uns dann kommentarlos ausfahren. Ich hatte mit Ärger von Oben gerechnet, weil ich mich mit einem Steiger angelegt hatte (Mein Abschied von Victor 3/4), aber es kam nichts. Ich habe dann erfahren, der Blaue hat sich kurz danach versetzen lassen.


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Kommentare

Hallo warum hat man so einen Menschenfeind nicht nachgestell und ihn zur Rechenschaft gezogen. Der hat es nicht verdient als Steiger zu arbeiten.