Unser Hausarzt
1947 gab es noch keine freie Arztwahl. Die Ruhrknappschaft hatte das Ruhrgebiet in Sprengel eingeteilt in denen jeweils ein Revierarzt die darin wohnenden Bergleute mit ihren Familien versorgte.
Im Herbst 1947 war meine jüngere Schwester erkrankt und wir mussten Sonntags einen Arzt haben. Da es damals noch keine Notfallpraxis wie heute gab, musste unser Revierarzt den Hausbesuch machen. Der hatte sich gerade erst als Flüchtling in Castrop niedergelassen und eine neue Praxis aufgemacht.
Er machte am Sonntagmittag, da er kein Auto hatte, den Hausbesuch mit dem Fahrrad. Nach dem er meine Schwester versorgt hatte, kam er in die Küche um am Küchentisch ein Rezept zu schreiben.
Meine Mutter war mit der Zubereitung des Essens beschäftigt. Als Bergmann bekam man damals "Schwerstarbeiter Lebensmittelkarten" - es gab daher bei uns immer kräftige und gute Hausmannskost.
Der Arzt fragte meine Mutter, was sie kochen würde, es riecht so lecker. Es gab Möhreneintopf mit Räucherspeck und die Einladung zum Mittagessen nahm er dankend an.
Als er seinen Mantel auszog, sah meine Mutter, daß das Futter im Saum ganz aufgerissen war. Mit Nadel und Garn hat sie den Schaden schnell behoben.
Er war ein guter Arzt. Später, als es dann die freie Arztwahl gab, war er auch noch lange Jahre unser Hausarzt.
Hallo,
ich bin Birgit und lebe in dritter Generation in Castrop-Rauxel.
Mein verstobener Vater Jahrgang 1940 erzählte mir viel von Castrop. Was er so von der Nachkriegszeit wusste. Leider gibt es nicht mehr viele die aus dieser Zeit erzählen wollen.
Begriffe wie Alter Schlachthof. Spielzeuggeschäft Kirsch oder auch Geschichten vom Stadtgarten wo Pärchen sich heimlich trafen,kenne ich also nur von Ihm. Um so mehr freue ich mich über diese Zeite und ja ich kenne auch noch vom Erzählen der Dr. Tappert der damals schon ein PKW besessen und Hausbesuche mache.
Liebe grüße Birgit Bäcker