Hans, der Zechpreller


1955, meine Tochter war gerade geboren, bekam ich einen Zahlungsbefehl über 106 DM vom Gericht. Danach sollte ich in der Bahnhofsgaststätte im Bahnhof Rauxel dem Wirt für drei Wochen Mittagstisch den Betrag schuldig geblieben sein.

Ich wusste nicht wie mir geschah. Denn in der Gaststätte war ich noch nie. Woher hatte der also meinen Namen und warum habe ich den Zahlungsbefehl bekommen?

Ich ging schnurstracks zum Amsgericht, das damals in Castrop an der Wittener Straße (heute ist dort der Neubau des Rochus Hospitals) war um der Sache auf den Grund zu gehen.

Am Gericht sagte man mir, ich muss zu dem Anwalt, der den Zahlungsbefehl angeordnet hat, nur der könnte den Zahlungsbefehl wieder rückgängig machen. Zum Glück musste ich nicht weit gehen, denn die Kanzlei des Anwalts war genau gegenüber an der Wittener Straße (die ist auch heute noch an der gleichen Stelle, inzwischen hat wohl seine Tochter die Kanzlei übernommen).

Dem Herrn Rechtsanwalt erklärte ich, daß das nicht sein kann. Ich wäre nicht der Schuldige und wäre auch noch nie in der Gaststätte gewesen.

Der Anwalt meinte, da könne er nichts machen, der Wirt hätte das ihm gegenüber so gesagt. Ich solle zum Wirt gehen und mich vorstellen, und wenn der bestätigt, daß ich nicht der Zechpreller bin, kann er den Zahlungsbefehl zurückziehen.

Dann ging ich nach Rauxel in die Gaststätte und setzte mich an die Theke und fragte nach dem Wirt. Als der dann kam fragte ich ihn: "Kennen Sie mich?" Er verneinte. "War ich schon einmal hier?" Er verneinte erneut. "Warum behaupten Sie dann, ich wäre hier Zechpreller und schicken mir einen Zahlungsbefehl?"

Ich zeigte ihm den Zahlungsbefehl und meinen Personalausweis.

Der Wirt erklärte mir, er kennen einen anderen Hans Frackowiak aus Castrop-Rauxel der ihm die Zeche geprellt hätte, an den hätte der Zahlungsbefehl gehen sollen. Bei mir muss es sich um eine Verwechslung handeln.

Der Zahlungsbefehl wurde zurückgenommen. Ob der Wirt sein Geld noch vom anderen Hans bekommen hat, oder wer in meiner Verwandschaft der wahre Zechpreller war, habe ich nie erfahren.


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Kommentare

Es scheint: "Wie der Vater, so der Sohn":

Früher bekam ich regelmäßig Mahnungen und Rechnungen für Sachen, die ich nicht bestellt hatte. Besonders hartnäckig war ein Castroper Sportverein, der felsenfest behauptete, ich wäre dort seit längerem Mitglied und würde meine Mitgliedsbeiträge nicht bezahlen.

Später fand ich dann heraus, daß es in der Zeit in Castrop-Rauxel tatsächlich noch einen weiteren Andreas Frackowiak gab, obwohl ich dachte, bei dem Namen kann es eigentlich keinen Doppelgänger, besonders in so einer kleinen Stadt wie Castrop, geben.