Schlagwetterexplosion auf Zeche Mont-Cenis


Es war der 20.06.1965. Wie ich bei "Die Aufbrecher" schon schrieb, waren wir auf Zeche Mont-Cenis in Herne auf der 1100m Sohle, das war damals die tiefste Sohle auf Mont-Cenis, als wir einen dumpfen Gebirgsschlag spürten.

Wir wussten sofort: Da musste etwas passiert sein.

Nach kurzer Zeit kam ein Zechensteiger zu uns und rief, daß wir sofort alles stehen und liegenlassen sollten, um sofort auszufahren.

Nach der Ausfahrt erfuhren wir, daß es im Grubenfeld des gegenüberliegenden Schachtes eine Schlagwetterexplosion in 750m Tiefe gegeben hatte.

Wir sahen auf dem Zechengelände Krankenwagen, Feuerwehr und die Grubenwehr, die sich bereit machte zum Einfahren.

Unsere Mittagschicht durfte nicht einfahren, es hiess, erst abwarten, bis man genaueres wusste. In dem Betriebspunkt, wo die Explosion stattgefunden hatte, waren wohl 3 Hauer vermisst.

Ich sah, wie sich die Leute von der Grubenwehr, zusammen mit dem Betriebsführer, fertig machten und zum Unglücksort einfuhren. Da es ein einziehender Schacht war, wollten sie sich der Unglücksstelle mit dem Wetter (aus Richtung der Frischluft) nähern.

Ungefähr zwei Stunden nach der Explosion, die wir als Gebirgsschlag gespürt hatten, gab es noch eine Kohlenstaubexplosion (oder eine Verpuffung, so genau weiss ich das nicht mehr) mit einem anschliessenden Grubenbrand, bei dem es viele Verletzte und Tote (auch der Betriebsführer starb) gab.

Kurz danach sprach ich mit einem Truppführer der Grubenwehr, der sich bei dem Einsatz die Ohrmuschel völlig verbrannt hatte. Er meinte, die Verletzten seien ins Bergmannsheil nach Bochum gebracht worden um dort die Brandwunden zu behandeln. Und weil sie viel Flüssigkeit zu sich nehmen mussten, wurden ihnen ein paar Kästen Bier aufs Krankenzimmer gestellt (Wasser würde ja niemand trinken wollen).

Neun Tote waren das traurige Ergebnis dieses Unglücks. Wir hatten eine Woche Zwangsurlaub, danach wurden wir verlegt.

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Kommentare

Lieber Herr Hans,

ich lebe in Hamburg, bin zufällig auf Ihren Blog gestoßen und finde ganz toll, was Sie machen und schreiben.
Ich selber schreibe auch Biografien für Leute, deshalb interessiere ich mich für Ihre Themen, tatsächlich stolperte ich nur über Ihre Seite und wollte Ihnen ein Zeichen senden, alles Gute! Viele Grüße

Gilda aus Hamburg

Dormagen, den 01.03.2011. Hallo Hans. Ich komme gerade von dem Geburtstag meines Vaters (Geboren am 01.03.1935 in Ostpreussen) Er Wurde heute 76 Jahre alt. Ich habe ihm das Buch "33 Männer lebendig begraben" geschenkt. Das hatte folgenden Grund. Mein Vater war damals auf der Zeche Mont-Cenis als Bergmann tätig. Er hat das Unglück damals hautnah miterlebt. Er hat zu uns Kindern, 3 Söhne, leider nie richtig darüber gesprochen. Ich war zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal 6 Jahre alt. Erst nach Jahren als er Großvater wurde hat er davon erzählt. Aber leider nur in Bruchstücken. Wie er erzählte muss das Unglück vor seiner Schicht passiert sein. Er musste nach dem Unglück einfahren. Ich kann mich noch daran erinnern wie er erzählte "Als es keine Hoffnung mehr für die Verschütteten gab mussten wir das Schlupfloch zumauern". Dabei kamen ihm die Tränen. Meine Mutter erzählte mir welch erschütternde Szenenn sich in unser Strasse nach bekanntwerden des Grubenunglücks abspielten. Nach diesem schrecklichen Ereignis hat er für sich daraus die persönliche Konsequenzen gezogen und sich einen neuen Job gesucht. Er wollte nicht mehr als Bergmann arbeiten. 1966 hat er bei der Bayer Ag in Dormagen eine neue Stelle bekommen. Im Februar 1969 sind wir, meine Mutter und ihre 3 Söhne, nach Dormagen gezogen. Mit Interess habe ich Ihren Artikel gelesen. Mein Vater erzählte mir das wohl 6 Peronen die unten geblieben sind mit ihm damals die Ausbildung begonnen hätten. Der Betrieblführer ist wohl nach dem Unglück eingefahren und bei der Rettungsaktion ums Leben gekommen. Vielleicht kennen Sie meinen Vater ja persöhnlich. Wir wohnten damals und bis zu unserem Umzug in Herne, Uhlenbruch 5. Viele Grüße, Frank.

Hallo Frank, mein Grossonkel ist bei diesem Unglück tödlich verwundet worden. Er war Steiger in Mont Cenis und hat zwei kleine Kinder hinterlassen, meine heutigen Tanten Petra und Sigrid...es würde mich freuen, wenn Du dich melden würdest.

Liebe Grüße

Thorsten