Kumpel klauen nicht - sie organisieren nur
Die erste Schicht bei meinem neuen Arbeitgeber führte mich in den Aachener Raum auf die Zeche Sophia-Jacoba.
Ich meldete mich bei dem dortigen Betriebsstellenleiter. Er befragte mich nach meinem bisherigem Bergbauweg, und auch nach meinen persönlichen Familienverhältnissen.
Eine Frage war für mich aber sehr ungewöhnlich: Er fragte mich, ob ich zu Hause Handgezähe und Kleinwerkzeug hätte.
Als er mein Erstaunen sah, erklärte er mir den Grund für seine Frage: Viele Kumpel würden, weil bei ihnen zu Hause ein Beil oder eine Säge fehlten, diese in den Betriebspunkten unter Tage aus der laufenden Produktion mitnehmen.
Kumpel stehlen nicht, sie organisieren ja nur. Selbst wenn das Mitgenommene zu Hause gar nicht gebraucht werden kann (einen 32er Schlüssel zum anziehen der Bauteile braucht man eigentlich nur, wenn man zu Hause einen LKW hat).
Durch das fehlende Werkzeug tritt dann aber im Betriebsablauf unter Tage eine Störung auf. Die kann teuer werden, denn das Werkzeug muss dann ja erst wieder aufwendig herangeschafft werden.
Deswegen würde er es immer so halten, dass seine Kumpel für zu Hause das gewünschte Werkzeug/Handgezähe aus dem Magazin (Lager) bekommen. Das sei auf Dauer preiswerter, als der ständige Produktionsstop. Und wer jetzt noch beim Gezähe organisieren, auch von Betriebspunkt zu Betriebspunkt, angetroffen würde, muss mit fristloser Entlassung rechnen.
Ich fand das wirtschaftliche Denken gut und kam so auch zu prima Werkzeug für zu Hause.
Ach wie schön. Dazu gibt's hier im Saarland auch einige schöne Geschichten :-)