Ein Bergmannsgedicht
Auf Victor 3/4 wurden der alte Vogt, Kohlenklau und ich mit der Zeit ein eingespieltes Team im Streckenvortrieb. Jeder hatte seine Aufgabe, jeder wusste was der nächste Arbeitsschritt war. Der alte Vogt trug die Verantwortung für uns und unsere Arbeit und war der Schiesshauer, der Kohlenklau kümmerte sich um das Schärfen des Handgezähes (des Werkzeugs), und ich musste dafür sorgen dass, daß das Bohrgestänge mit den Bohr-Kronen immer in Ordnung war.
Wenn wir am Anfang einer Schicht unter Tage mit unserem Gezähe vom Schacht zum Betriebspunkt fuhren, (im Berg heisst es nie "gehen" sondern immer "fahren") waren wir dabei mindestens eine halbe Stunde unterwegs.
Wir mussten den Fahrweg benutzen, auf dem auch die E-Loks fuhren. An der meist nicht sehr hohen Firste (Decke) war die blanke elektrische Leitung, der Fahrdraht, für die elektrischen Züge angebracht. Mit den langen Bohrstangen konnte man beim Tragen leicht daran kommen wenn man nicht aufpasste und einen elektrischen Schlag bekommen - eine ziemlich "heisse" Sache. Deswegen hatte mir der alte Vogt gleich zu Anfang einen alten aber wichtigen Bergmannsspruch, ein Gedicht eingebleut:
Fahr' nie auf beladnem Wagen
schliesse stets die Wettertür
und bei dem Gezähe Tragen
nicht den blanken Draht berühr!
Dieses Gedicht kann ich auch heute noch im Schlaf aufsagen, es hat mich damals vor vielen Fehlern bewahrt.
Hallo :-)
Und warum musste die Wettertür geschlossen sein?
http://de.wikipedia.org/wiki/Wetter_%28Bergbau%29